Die Figuren

Der Lauser

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Die Geschichte der „Dornhaner Laus“, daher kommt der Name „Lauser“, beruht auf einer historischen Denkwürdigkeit aus dem 15. Jahrhundert.

Dornhan gehörte damals den Grafen von Sulz und es sollte 1490 ein Schultheiß, zur damaligen Zeit ein Verwalter des Vogts, in sein Amt eingesetzt werden. Aber es herrschten zu dieser zeit wohl „lausige“ Zeiten, denn keiner der angesehenen und vornehmen Bürger wollte mehr das Amt des Schultheißen übernehmen. So bestellte der Vogt die Bauern auf das Rathaus, um aus dieser Bevölkerungsschicht den Schultheiß der Stadt bestimmen zu lassen. Einige der Bauern waren gar nicht abgeneigt, dieses Amt zu übernehmen, wären sie doch vom einfachen Bauern zu einem angesehenen Bürger der Stadt geworden. So hatte die Versammlung die Qual der Wahl: Konnten sie sich letztendlich für keinen entscheiden – hatte doch jeder seine Vor- und Nachteile.

Nach langen Überlegungen fand die Versammlung doch eine Lösung, denn ein listig schlauer Bauer unterbreitete den Vorschlag , den Schultheißen mit Hilfe einer Laus zu wählen. Den Herren gefiel der Vorschlag. Sie überlegten nicht lange und schritten zur Tat. Einer der Ratsherren griff sich in die Haare und hatte nach wenigen Augenblicken tatsächlich eine Laus zur Hand, setzte diese mitten auf den Tisch und überließ die Laus ihrem Schicksal. Der Bauer, der den Vorschlag gemacht hatte, wusste jedoch genau, dass eine Laus stets die Wärme sucht. Weil er gerne Schultheiß werden wollte, setzte er sich auf den Stuhl, über den die Sonnenstrahlen durch das Rathausfenster auf den Tisch fielen. Und tatsächlich, es kam, was kommen musste: Die Laus krabbelte ihm entgegen, und er wurde somit zum Schultheiß der Stadt Dornhan bestimmt!

Dieses Symbol, eine Sonne mit zwei Läusen ist daher auf das Tuch der Lauser gemalt, das an der Holzlarve mit ihren typisch harten und doch spitzbübischen Gesichtszügen eines Baurendickschädels befestigt ist. Auf dem Kittel des Lausers ist ein Hahn mit stilvollen Blumenornamenten zu sehen. Er erinnert an einen Stadtbrand, der nur deshalb schnell gelöscht werden konnte, weil ein Hahn mit seinem Geschrei die Bürger der Stadt auf das Feuer aufmerksam machen konnte. Der Hahn ziert übrigens auch das Stadtwappen. Dabei handelt es sich jedoch um ein sogenanntes „sprechendes Wappen“, das auf falscher Etymologie beruht, denn Dornhan wird nicht von „Hahn“, sondern von “ heim“ abgeleitet (782:Turnhaeim. 1099: Dornhain, 1314: Dornhain ).

Zum Kittel trägt der Narr ein hellklingendes Geschell, das aus vier Riemen mit 28 Glocken besteht. Die zwei Trachtenpaare auf der Hose zeigen altes, bäuerliches Brauchtum: das historische Kleid der Heimat. Die Dornhaner besitzen eine auf die Zeit um 1600 zurückgehende prachtvolle Tracht, die nicht nur zu den schönsten des Kreises Rottweil, sondern auch unseres Landes gehört. Schon Beschreibungen des Oberamtes Sulz aus dem Jahre 1863, damals gehörte Dornhan zum Oberamt Sulz, ab 1938 zum Kreis Horb, dann zum Kreis Rottweil, findet man lobende Worte über Brauchtum und Tracht des Städtchens, weil sich hier, “ ländliche Tracht und Sitte noch unverdorbener erhalten hat, als in vielen Dörfern…“

Übrigens: Der “ kleine Lauser“ trägt keine Larve und nur zwei Riemen. Dennoch ist das „Lauser-Gesicht“ vollkommen und die Sonne, die Läuse, Hahn und Trachtenpaare sind nicht weniger kunstvoll auf das Narrenkleid gemalt.

(Textauszug aus der Schwäbischen Zeitung vom 13. Februar 1979, von Kulturreferent Egon Rieble aus Rottweil.)

Das Spaltbergmännle

home1Bei der Schaffung der zweiten Dornhaner Narrenfigur legten die Verantwortlichen wie immer großen Wert auf die heimischen Sagen und Bräuche der Stadt Dornhan.

So wurde die Niederschrift von Ernst Maier, Professor der morgenländischen Sprache an der Universität aus dem Jahre 1852 zur Grundlage der Narrenfigur „Spaltbergmale“. Über zwei Jahre dauerte der Prozess der Gestaltung, bis endlich der letzte Schliff an die Figur gelegt war.

Mündlich ist folgende Sage überliefert:
Hinter dem Buchwald, drei Viertelstunden hinter Dornhan entfernt, liegt der „Spaltberg“. Dieser hat seinen Namen von einer Felsspalte, welche den Eingang der Wohnung der „Spaltbergmale“ bildete. Ehemals war dort ein Schacht, der bis ins Dobeltal führte, der aber heute verfallen ist. Die „Spaltbergmale“, die in dieser Höhle hausten, waren ganz kleine Leute, etwa zwei bis dreieinhalb Schuh hoch. Sie waren verheiratet mit ebenso kleinen Weiblein und hatten viele Kinder miteinander. Des Nachts gingen sie zu den Menschen in die Häuser und kehrten die Stuben aus, fütterten und molken das Vieh. Gerne kamen sie, wenn jemand backen wollte und buken die Brotlaibe. Dazu ließen sie in der Mühle in Bettenhausen das Korn mahlen und halfen dem Müller dabei.

In Dornhan kamen sie oft auf den Hof des Breitebauern und schafften bei Nacht alles, was zu schaffen war. Sie wussten alles, aber niemand durfte mit ihnen reden oder sie gar bei der Arbeit stören. Weil sie aber immer sehr zerlumpt daher kamen, ließ ihnen der Breitebauer in Dornhan neue Kleider machen und hängte diese zum Fenster hinaus.

Die“ Spaltbergmale“ nahmen zwar die Kleider, dann aber sprachen sie: „Wenn man jemand auszahlt, so muss er gehen!“. Und sie gingen und sind seitdem nicht wieder gekommen.

(aus: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben; Ernst Maier, Stuttgart, 1852)